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Der Aufbau einer philosophischen Hausarbeit

Nonnulla pars inventionis est nosse quid quaeras.
(Augustinus, Quaest. in Hept., Prooem. 1)

1. Titelblatt

Der Titel sollte informativ und möglichst knapp sein. Er muss nicht mit der präzise definierten Fragestellung/These zusammenfallen, sondern kann in etwas allgemeinerer Form das Thema der Untersuchung (z.B. Bezugstext, Zuordnung zu einem Forschungsfeld, herausragenden Einzelpunkt...) benennen.

2. Inhaltsverzeichnis

Ist prinzipiell verzichtbar - wissenschaftliche Zeitschriftenaufsätze kommen ohne aus - aber Usus. Ein wissenschaftlicher Aufsatz mittlerer Länge sollte nicht zu stark untergliedert werden, sonst wird er unübersichtlich und kurzatmig. Jeder abgeteilte Abschnitt des Hauptteils muss eine klare und für die Untersuchung notwendige Funktion haben, die ihn deutlich von den anderen Abschnitten abgrenzt.

3. Einleitung

Die Einleitung hat erstens die Aufgabe, an die behandelte Fragestellung (oder These) heranzuführen, indem sie sie präzise erläutert, sachlich motiviert und ihren Ort innerhalb eines größeren Zusammenhangs bestimmt. Zweitens muss die Einleitung über die Methode und die Untersuchungsschritte Auskunft geben, die zur Beantwortung der Frage (oder zum Beweis der These) benutzt beziehungsweise unternommen werden sollen. Diese Untersuchungsschritte des Hauptteils (Gliederung der Durchführung) müssen sich erkennbar aus der Fragestellung ergeben und sollten in dieser Perspektive zum Abschluss der Einleitung kurz (!) vorgestellt werden.
Die Einleitung enthält keine biographischen oder kulturgeschichtlichen Darstellungen.

4. Durchführung (Hauptteil)

  • Die Durchführung setzt das Programm um, das die Einleitung vorgezeichnet hat. Sie muss daher ständig die Fragestellung im Blick behalten und sollte nur das aufnehmen, was direkt oder, wenn indirekt, dann auf genau benannte Weise zur Beantwortung der Frage (oder zum Beweis der These) beiträgt.
  • Dabei müssen die einzelnen Untersuchungsschritte aufeinander aufbauen (Tipp: Zwischenergebnisse formulieren) und dürfen nicht einfach unverbunden nebeneinander stehen.
    • Teile die argumentativ gleichberechtigt sind oder auf derselben Ebene liegen, müssen entweder durch Rückbeziehung auf den ihnen gemeinsamen sachlich übergeordneten Aspekt oder durch Klärung ihrer jeweiligen Funktion für ein gemeinsam hervorgebrachtes Ergebnis in ihrer Stellung zueinander bestimmt werden.
  • Exkurse, die zur Klärung von Hintergrundannahmen notwendig sind, sollten als solche deutlich markiert werden. Hierunter fallen nicht Darstellungen von „Angelesenem", also Referate von Handbuchwissen, die nur zu Ihrem Prozess des Wissenserwerbs, aber nicht in die Hausarbeit gehören, sondern ausschließlich die spezifischen Hintergrundtheorien der von Ihnen in erster Linie analysierten Aussagen und Argumente.
  • Gibt es bereits eine umfangreichere Forschung oder gar eine kontroverse Forschungsdebatte zur Fragestellung der Arbeit oder zu eng verwandten Fragen, die Sie aus sachlichen Gründen berücksichtigen müssen, dann sollte der Forschungsstand in der Einleitung nur kurz angedeutet und erst in der Durchführung in einem eigenen Abschnitt ausführlicher ausgewertet werden. Dabei sollten nur die Grundlinien der jeweiligen Thesen in ihrer Bedeutung für die Fragestellung der Arbeit dargestellt werden. Alle Auseinandersetzung mit Einzelargumenten aus der Sekundärliteratur gehört in die Abschnitte der Durchführung, in die sie systematisch hineinpasst.
5. Schluss

„Schluss" kommt von „schließen"; keine bloße Zusammenfassung! Der Schlussteil (übliche Titel sind „Ergebnis" oder „Ausblick") formuliert in zugespitzter Weise die erreichten Ergebnisse und die
offengebliebenen oder neu aufgeworfenen Fragen und ordnet die Resultate in einen größeren Zusammenhang ein. Dabei empfiehlt es sich, die in der Einleitung vorgenommene Motivierung und Einbettung der Fragestellung hier wieder aufzugreifen und deutlich zu machen, welche Änderungen gegenüber der Ausgangslage die Untersuchung erbracht hat.

6. Literaturverzeichnis

Führt alle benutzte (nicht etwa alle gelesene) Literatur in alphabetischer Reihenfolge der Verfassernamen an.

7. (Eigenständigkeitserklärung)

Die Eigenständigkeit sollte selbstverständlich sein, die Erklärung ist ein Zugeständnis an den Zeitgeist. Mindestens ebenso wichtig ist, dass Sie am Ende ihrer Arbeit folgende Erklärung guten Gewissens abgeben könnten: „Ich habe über alles hier Gesagte gründlich nachgedacht. Ich habe verbliebene sachliche Unklarheiten nicht durch ungenaue Formulierungen verdeckt. Ich habe die endgültige Fassung dreimal Korrektur gelesen."